Umweltschäden durch Bauprodukte aus Kunststoff

Die Bedrohung der Biosphäre durch Plastik ist so ernst zu nehmen wie der Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Fraunhofer Instituts.

Plastik ist nicht nur ein stetig wachsendes Problem in den Weltmeeren, sondern auch an Land. Dass rasches und effektives Handeln dringend ist, bestätigt jetzt auch das Fraunhofer Institut UMSICHT in einer im Juli 2018 veröffentlichten Kurzfassung einer Studie, die sich mit den Emissionen von Makro- und Mikroplastik in die Umwelt befasst. Das Fazit ist ernüchternd, das Plastikproblem ist laut der Studie in seiner Bedrohlichkeit für die Biosphäre auf der Erde in etwa gleichbedeutend mit dem Klimawandel. Der Baubereich trägt auf vielfältige Weise zur Verschärfung des Problems bei.

Freisetzung von Mikroplastik am Bau

Die Freisetzung von Mikroplastik auf Baustellen steht in der Liste der Studie an sechster Stelle (117 g/k.a). Dazu berücksichtigen die Autoren Abrieb auf Baustellen bei Abbrucharbeiten (90 g/k.a), die Verarbeitung von Kunststoffen auf der Baustelle (25,4 g/k.a), Abrieb/Schnittverlust Dämmungen (1,7 g/k.a). Noch nicht miteingerechnet sind der Abrieb Farben und Lacke von Gebäudefassaden (37 g/k.a) und der Abrieb aus Rohrleitungen (12 g/k.a). Hier wird wohlgemerkt nur der Eintrag als Mikroplastik in die Umwelt gerechnet. Wieviel an Makroplastik von Baustellen durch Verwehung oder Regen in die Umwelt gelangt, wird in der Studie nicht erwähnt. Zusammenfassend hält die Studie allerdings fest, dass Verkehr, Infrastruktur und Gebäude die größten Emittenten sind, welche zusammen 62 % der Emissionen verursachten.

Die meisten Additive werden im Baubereich eingesetzt, da hier lange Nutzungsdauern vorausgesetzt werden und die Materialien häufig Witterung oder Befall durch Mikroorganismen ausgesetzt sind – sie also besondere Anforderungen erfüllen müssen. PVC enthält in der Darstellung dieser Studie bei weitem am meisten Additive. Polyurethane, Polystyrole und Epoxide enthalten um ca. 30 % weniger Additive als PVC. Polyolefine (Polyethylen und Polypropylen) enthalten um die Hälfte weniger Additive als PVC. Vergleichsweise wenig Additive enthalten Polyacrylate, Polycarbonate, und Elastomere. Von den weltweit produzierten Additiven werden 73 % für die Herstellung von PVC eingesetzt (z.B. Weichmacher und Hitzestabilisatoren), 10 % für die Produktion von Polyolefinen (z.B. Antioxidantien und UV-Stabilisatoren) und 5 % für Polystyrolprodukte (hauptsächlich Flammschutzmittel).

Fazit des natureplus e.V.:

Ebenso wie das Klimaproblem, kann auch das Plastikproblem nur gelöst werden, wenn ein Wandel in allen Lebensbereichen stattfindet. Besonders problematisch ist, dass gerade im Baubereich immer mehr Materialien durch Plastik ersetzt werden. Selbst mineralische und bisher weitgehend unbedenkliche Materialien enthalten zunehmend relevante Anteile von Polymeren. Gipsspachtelmassen mit 30 % „Kunststoffvergütung“ sind nur ein Beispiel. Selbst in Beton kann der Polymeranteil mehr als 5 % betragen. Die Praxis, EPS-Granulate zur Bodenvergütung in Blumenerde und Ackerland einzuarbeiten sollte daher umgehend gestoppt werden.

Kurzfristig gibt es nur die Möglichkeit, auf Umweltzeichen bei Bauprodukten zu achten. Dabei ist natureplus das einzige Umweltzeichen, das konsequent auf Plastikprodukte bzw. Plastik in Produkten verzichtet.

(Quelle: www.natureplus.org, NATUREPLUS Newsletter; Okt. 2018)

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